Lago di Nero – Der See, den wir nicht gesehen haben

Die Nacht war kurz. Ich wach auf. Der Schädel brummt und mein Mund schmeckt – naja, wie er halt schmeckt … Aufstehen ist jetzt an der Reihe, wo ist das Wasser? Ich brauch erstmal einen anderen Geschmack. Marion ist heute voller Tatendrang. Ich schleppe mich ins Bad des Campingplatzes. Öffne die Türe und ich sehe nur Nebel.

Jetzt ists soweit, der Alkohol fordert seinen Tribut. Aber aus dem Nebel kommt eine Stimme. “Ich bin so froh, hier raus zu sein.” Auf einmal taucht unser 4×4 Nachbar auf. Der Nebel ist Wasserdampf vom Duschen. Gestern sind Niederländer gekommen, und die Duschen scheinbar alle gleichzeitig – und das Vollgas heiss. Er geht raus, ich geh rein und ertaste mir einen Platz an einem Waschbecken. Ok, man sieht nichts, aber das ist vielleicht heute auch besser so. Ich schieb mir die Zahnbürste in den Mund, genau dann fangen in Duschkabine 1 und 5 zwei Niederländer an, laut zu singen. Ok. Zähneputzen wird heute auch nur short.

Ich suche den Ausgang und denke mir, YES, ich habe den Saunagang überlebt.

Der tägliche Kaffee muntert mich auf und Helmut kommt mit einem Routen-Tipp, welchen der Africa Twin Fahrer und der XT660 Fahrer schon gestern versucht haben. Lago die Nero. Soll etwas kniffliger sein, aber ein sehr schöner See, den man nicht einfach so erreichen kann.

Infos zur Route

Für die Anfahrt zu dem nahe der französischen Grenze gelgenen Bergsee Lago Nero (sowie auch zum Col de Gimont und zum Lago di Sette Colori) gibt es mehrere Varianten.
Von Cesana Torinese aus führt ein kurviges Schottersträßen grob in Richtung S über Sagna Longa. Eine weitere Variante ist die wesentlich schwierigere – weil steile und gröbere – Strecke, die von Clavière über das Rifugio Baita Gimont führt. Beide Strecken treffen sich am Colle Bercia, nördlich des Lago Nero. Eine dritter Weg folgt von Busson aus dem Taleinschnitt des Rio Servierettes in südwestlicher Richtung.
Allen Strecken ist gemein, dass sie unbefestigt sind und fast komplett durch bewaldetes Gebiet führen.

Für Motorräder ist an der Kapelle »Madonna di Lago Nero« kurz vor dem See Schluß, die zum Col de Bousson weiterführende Strecke ist gesperrt.

Weiter in der Geschichte

Wir sitzen am Frühstück. Rolf will die Assietta heute mit seinem neuen Fahrrad erkunden, hat aber nicht so viel Lust. Da hören wir einen Motor, einer Dreizylinder und einen 4×4 Antrieb, der sich über das Gelände bewegt. Gestern ist jemand gekommen mit einem CAN-AM. Geiles Fahrzeug. Er fährt an der Straße vorbei und ich fange ihn ab und komme mit ihm ins Gespräch. 200PS mit Turbo und 600kg – total geiles Gerät. Rolf kommt dazu und ich frag spasseshalber, ob er nicht noch einen Beifahrer braucht. Rolf steht doch eh so auf 4×4.

Und so nahm er Rolf mit in dem Höllengerät. Schauen wir mal, ob die beiden lebendig wieder zurück kommen.

Wir sattelten auf und Helmut gab uns den Track. Wir bekamen auch von den beiden anderen Motorradfahrern ein paar Tipps. Wir fuhren die Strecke hinten herum und nicht von der Seite, die zum Campingplatz näher war, an. Damit wir das Schotterfeld nach oben fahren konnten und nicht nach unten.

Die Straße fing relativ versteckt an. Es gab 3 Abzweigungen, jedoch ein ganz altes in den Bäumen hängende Schild, das Mari gefunden hatte, zeigte uns dann den richtigen Weg.

Wir folgen dem Pfad und die Straße wird abrupt zerbröselt. Bis nur noch Steinstücke von einer alten römischen Straße da waren, die in den Boden geschlagen wurden. Es ist ein bisschen kompliziert zu fahren, geht aber noch.

Es folgen Kehren, die immer steiler werden. Es wird immer gerölliger und die Straße ist stark ausgewaschen. Es gab teilweise bis zu 40cm tiefe Rillen. Aus weichem Kies werden große Brocken, die Mitten auf der Straße liegen, gepaart mit groben Geröll.

Marion kämpft sich tapfer den Berg rauf. Ich schaffe es ein weniger energieärmer den Berg hinauf und helfe Ihr bei kniffligen Stellen. Es geht eine ganze Weile so stark den Berg hinauf und auch mit der Schwierigkeitsstufe. Wir machen erst mal eine Pause und trinken etwas.

Die Strecke ist nicht ohne. Wir arbeiten uns langsam, stetig den Berg hinauf, bis ein Straßenabrutsch von dem letzten Regen die Straße sehr eng macht. Es geht tief runter aber Marion fährt souverän dran vorbei.

Leider fährt Marion genau in der Sekunde auch weiter wo es hinunter zum Lago die Nero abzweigen würde. Ich wollte Sie nicht mehr hinunterschicken und so fuhren wir weiter den Berg hinauf. Zuviel Schwung 😉

Der Ausblick ist wunderschön und man kann es nur jedem empfehlen, bis zum Verbotsschild am Fuss des Gipfels zu fahren. Marion wartete unten und machte Mittag, inzwischen fuhr ich bis zu dem Schild.

Nach einer längeren Pause fuhren wir gemeinsam weiter. Die Straße führt relativ schnell zu einer Skistation, an die man auf der der Schotterstraße wieder an die Hauptstraße und zum eigentlichen Einstiegspunkt der Runde kommt. Wir fahren relativ früh wieder zurück aber das macht ja nichts. So konnten wir noch gemütlich einkaufen für den Abend und schon mal planen wie wir morgen unsere Abreise vollziehen werden.

Ja, es geht leider schon wieder heim und die 3 Wochen vergingen wie im Flug. Wir packen schon am Abend unsere Motorräder, so müssen wir uns morgen früh nicht so sputen und können noch einen Kaffee beim Rolf trinken.

Wir hören derweil wieder ein 4×4 Dreizylinder Gefährt, das auf der Landstraße auf den Campingplatz zuschießt. Die beiden kommen zurück ;).

Rolf steigt aus und man merkt, dass er voller Adrenalin ist. Es hat ihm richtig Spass gemacht, da mitzufahren. Wir quatschen noch ein wenig und Rolf erzählt, dass das Teil auch gut zum Ampelrennen geeignet ist. Von 0-100km in 2,3sek – egal welcher Untergrund. Oh, da wird die Pipibox nass ;).

Wir laden den Fahrer zu uns zum Essen ein, aber er lehnt dankend ab. Heute Abend kommt noch ein Kumpel von ihm mit dem gleichen Gefährt, und die beiden werden dann was essen gehen.

Wir gesellen uns jetzt zu Mari, die schon was Leckeres gekocht hat. Auch die Africa Twin Fahrer und Helmut und Franz sitzen bei uns und wir quatschen noch bis in die Nacht hinein. Ich könnte das jeden Abend machen. Es ist einfach schön, unter Gleichgesinnten den selben verrückten Funken zu spüren.

Wir hören uns dann morgen

Liebe Grüße

Franky

Franky
Author: Franky

Franky zu beschreiben wird schwierig. Er ist ein netter, manchmal zu forscher, aber lieber Reisender. Er mag die Einsamkeit genauso wie einen Pulk von Leuten. Er ist sehr aktiv und immer für einen Witz zu haben. Am liebsten treibt er sich in Kiesgruben und auf Motorrädern herum. Er reist gerne in Länder in denen es noch richtige Natur gibt und meidet meistens Großstädte. Er hat eine Rechtschreibschwäche 😉 vergibt ihm das.

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